Wenn die Seele leidet: Wie Vorgesetzte richtig reagieren

Psychische Probleme kommen häufiger vor, als man denkt. In Deutschland hat die Deutsche Rentenversicherung 2016 156.500 stationäre Reha-Aufenthalte wegen psychischer Erkrankungen bewilligt – 70% mehr als noch vor zehn Jahren. In der WHO-Region Europa sollen vier von 15 Angestellten betroffen sein.

Manchmal treten psychische Probleme in Form von Depressionen, Angstzuständen oder Stressgefühlen auf. Doch selbst diejenigen unter uns, die davor auf den ersten Blick gefeit sind, sollten hin und wieder innehalten. Die eigene mentale Gesundheit ist nämlich eine Angelegenheit, die uns alle angeht – ob es uns nun bewusst ist oder nicht.

Wir sitzen alle im selben Boot

Natürlich ist der mentale Gesundheitszustand einer Person nicht so offensichtlich, wie eine laufende Nase und Taschentücher auf dem Schreibtisch. Genau deswegen fällt es uns auch so schwer, aus psychischen Gründen krankheitsbedingt zu Hause zu bleiben. Ein Leiden ohne sichtbare Symptome? Da sind Schuldgefühle und noch mehr Stress vorprogrammiert. Sie sind nicht allein mit dieser Situation. Und: Es gibt Menschen an Ihrem Arbeitsplatz, die Ihnen helfen können.

Zwischen Erfolgsdruck und Krankheit

Das Gefühl, fremdbestimmt zu sein, ist für viele Angestellte allgegenwärtig. Hinzu kommt, dass das Thema psychische Erkrankungen noch immer mit einem Stigma behaftet ist.

Die „Partnership for Workplace Mental Health“ der Amerikanischen Psychiatrischen Gesellschaft (APA) geht davon aus, dass mittlerweile einer von fünf Erwachsenen eine diagnostizierbare, psychische Erkrankung entwickelt. Die damit verbundenen, indirekten Kosten für die Arbeitgeber in den USA summieren sich auf bis zu 100 Milliarden Dollar.

Vor diesem Hintergrund wird es immer wichtiger, dass das Bewusstsein auf Seiten der Arbeitgeber wächst. Mit Hilfestellungen durch Experten und entsprechenden Trainings ist diese wachsende Herausforderung in unserer Gesellschaft behandelbar. Immerhin: Die Partnership for Workplace Mental Health ist sich sicher, dass sich 80% der Patienten mit Depressionen nach angemessener Diagnosestellung, Behandlung und anschließender Beobachtung wieder vollständig erholen.

Hilfestellung aus dem Management

Oft wollen Manager helfen, wissen jedoch nicht wie. Lucyna Bolin, Talent Development Manager bei der PageGroup möchte dies ändern: „In Bezug auf die Mitarbeiter ist es für einen Vorgesetzten wichtig, ansprechbar zu sein und gleichzeitig überlegt und besonnen zu reagieren. Der Anstieg an psychischen Erkrankungen trifft uns nicht überraschend. Schon seit geraumer Zeit zeichnet sich ab, dass Gehaltserhöhungen und Positionen für die Mitarbeiter nicht mehr die Top-Prioritäten sind. Natürlich sind diese Aspekte immer noch wichtig, aber es ist die Aufmerksamkeit der Vorgesetzten, die zählt. Ein guter Manager muss sich Zeit nehmen, zuhören und ein ehrliches Interesse für die Sorgen und Probleme seiner Mitarbeiter zeigen.“ Lucyna Bolin geht sogar noch einen Schritt weiter: „Wenn wir die emotionale Intelligenz unserer Manager fördern, verbessern wir indirekt das Wohlbefinden und die seelische Gesundheit der Angestellten.“

Viele Arbeitnehmer machen Überstunden . Oft steckt dahinter die eigene Unersetzbarkeit unter Beweis zu stellen oder ein starkes Pflichtbewusstsein. Die negativen Folgen lassen nicht lange auf sich warten: Erschöpfung, Burnout und Depressionen. Dabei ist der Ausweg eigentlich klar. Um das Leben zu genießen, darf man die Kontrolle über die eigene Zeit nicht völlig aus der Hand geben. Wer seine Zeit sinnvoll nutzen kann, fühlt sich selbstbestimmter und verbessert dadurch seine seelische Gesundheit.

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